Unternehmerischer Tüftler
In den 1860er Jahren machte sich Dr. Carlos Otto als praktisch denkender Chemiker bei der Firma H.J. Vygen & Co, einem Hersteller von Feuerfestmaterialien, feuerfesten Auskleidungen und Zementprodukten in Duisburg, einen Namen. Obwohl ab den 1850er Jahren immer mehr Hochöfen in Rheinisch-Westfalen gebaut wurden, wurden die feuerfesten Auskleidungen noch überwiegend aus England importiert. Dr. Ottos Arbeitgeber war entschlossen, sie durch deutsche Produkte zu ersetzen. Dr. Otto führte erfolgreich wissenschaftliche Prinzipien in die Produktionsprozesse des Unternehmens ein, verbesserte die Qualität der feuerfesten Materialien erheblich und erweiterte die Produktpalette.
Ein Auge für neue Geschäfte
Obwohl Dr. Otto bei Vygen gutes Geld verdiente, gründete er 1872 in Bochum eine eigene Firma, um seine Ideen zur Herstellung von feuerfesten Materialien und zur Verwertung von Nebenprodukten der Kokerei zu verwirklichen. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde die Dr. C. Otto & Comp. trotz der schweren Rezession in Deutschland zu einem der führenden deutschen Hersteller von feuerfesten Produkten - sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Anfang der 1880er Jahre betrat Dr. Otto Neuland, indem er den Bau von Kokereien mit Coppée-Lizenz mit Anlagen zur Verwertung der gefragten Nebenprodukte Teer, Benzol und Ammoniak verband. Die rheinisch-westfälischen Zechen- und Kokereibetreiber waren nicht bereit, ein solches Risiko einzugehen. Dr. Otto war es. Und die Geschichte gab ihm Recht.
Die Bedeutung des Koks
Deutschland verfügte einst über Hunderte von Hochöfen und mehr als 34.000 Koksöfen des Typs Otto, die eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Landes zu einer Industriemacht im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts spielten. Die überraschende gesellschaftliche Bedeutung der Koksherstellung zu dieser Zeit wird durch ein Foto illustriert, das den Besuch einer Pariser Schönheitskönigin in einer Kokerei der Dr. C. Otto & Comp. in Frankreich im Jahr 1907 zeigt.